Der Scherenschnitt ist aus dem Schattenbild entstanden. Zuerst war es eine schwarze, ausgefüllte Umrisszeichnung, die in Ostasien hauptsächlich zu theatralischen Schattenspielereien weiter entwickelt wurde.
In Europa kam im achtzehnten Jahrhundert das Schattenbildnis und dann mit zunehmender Beliebtheit der Scherenschnitt als Möglichkeit für ein eigenes Portrait auf. Es war anno 1757 als ein französischer Finanzminister sich mit öffentlichen Sparmaßnahmen beschäftigen musste. Zu jener Zeit gab es noch die Möglichkeit sich aufwendig an Finanzen und besonders an Zeit, aus buntem Öl oder Kreide malen zu lassen. Der Minister aber erfand und publizierte das schnelle Schattenbildnis, das man sofort Silhouette nannte. Man zog einerseits den Umriss des Profils von einer achtbaren Person, durch Kerzenschein projektiert auf eine weiße Leinwand, mit schwarzer Kreide nach. Dann tuschte man die entstandene Fläche der Einfachheit halber schwarz aus. Das Ergebnis war ein überdimensionales, doch immer noch recht verblüffendes Schattenportrait. Jener Finanzminister war der Monsieur Etienne de Silhouette.
Diese Technik wird heute noch, allerdings mit stärkeren Lichtquellen, unter anderem von Kindergärtnerinnen angewandt, damit die süßen Kleinen stolz ihren eigenen Schatten auf einer Packpapierrolle vom Kindergarten mit nach Hause tragen können.
Findige Künstler konnten ab ca. dem Anfang des 19.Jahrhunderts, mit der Schere im Handumdrehen aus schwarzem Papier die wunderbarsten Scherenschnittportraits ausschneiden. Dann stellte man auch Pflanzen, Tiere und Szenen des alltäglichen Lebens im Scherenschnitt dar. Es entwickelte sich eine selbstständige Kunstform, und zwar die immer noch beliebte Scherenschnittkunst.